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Kinderarbeit

Wilma

Persönlich bekannt
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Ein Jahr in Ramans Leben

von Tilo Gummel

Nach dem Tod ihres Mannes wusste Ramans Mutter keinen Ausweg mehr. Sie arbeitet für zwei Kilo Reis am Tag auf dem Feld des Nachbarbauern. Wenn sie die tauscht, bekommt sie 20 Rupien dafür, das sind umgerechnet 30 Cent. Davon lassen sich keine drei Kinder ernähren.
Verschleppt

Die verschleppten Kinderarbeiter stammen aus Bengalen und Bihar, den ärmsten Bundesstaaten Indiens. Landstriche, die geprägt sind von jährlichen Überschwemmungen, Dörfer mit Bambus- und Lehmhütten und Reisfeldern. Der Kinderarbeitsexperte von Misereor, Benjamin Pütter, berichtet, dass häufig Schlepper durch die armen Dörfer ziehen und den Eltern ihre Kinder unter falschen Versprechungen gegen umgerechnet sieben bis 20 Euro abkaufen. „Den Eltern wird zum Beispiel versprochen, dass ihre Kinder zur Schule gehen können oder dass sie später regelmäßig Geld nach Hause schicken können“, so Pütter.

Mit dem Zug ist Raman die 1.000 Kilometer nach Delhi gefahren. Seine Mutter meinte, er würde dort etwas lernen. Doch weit gefehlt: Um neun Uhr begann sein Arbeitstag, dann musste er zum Markt, hat gekellnert, das Geschirr abgewaschen und Süßwaren in heißem Fett ausgebacken – bis Mitternacht.
Kindersklaverei unter den Augen der Nachbarn

Wie Raman landen viele der Kinder in den großen Metropolen. In den Labyrinthen der Wohngebiete von Mumbai, Neu Delhi oder Chennai muss man nicht lange suchen, um sie zu finden. Offenbar stört es keinen, niemand fragt. Ein fahrender Gemüsehändler fasst den Grundtenor der von uns befragten Anwohner zusammen: „So arm, wie die Dörfer sind, aus denen diese Kinder kommen, sollen sie doch froh sein, hier arbeiten zu können.“ So arbeiten sie hier in den schmutzigen Hinterhof- und Kellerwerkstätten und produzieren zum Beispiel Geschenkartikel, besticken Textilien, die dann nach Deutschland verkauft werden, wie plusminus nachgewiesen hat.

Dafür sehen sie keine Rupie. Zehn bis zwölf Stunden Arbeit pro Tag sind normal. In dieser Zeit hocken sie in der immer gleichen Haltung auf dem nackten Beton. Wenn eines der Kinder aufmuckt oder sein Pensum nicht schafft, wird es geprügelt. Mittags gibt es Reis mit Soße aus dem Plastikputzeimer. Nach der Arbeit werden die Werkstücke zur Seite geräumt und die Kinder legen sich an der Stelle, an der sie den ganzen Tag gearbeitet haben, schlafen.
Große Zahlen

Leider sind die Angaben, wie viele Kinder genau unter solch unwürdigen Bedingungen zur Arbeit gezwungen werden, sehr unpräzise. Die letzten offiziellen Zahlen beruhen auf den indischen Zensus von 2001. Die Eltern von 12,5 Millionen Kindern bejahten damals die Frage, ob ihr Kind arbeiten geht. Allerdings fehlten etwa 100 Millionen Kinder in den Schulen. Der Aktivist Kailash Satyarthi von der Organisation Global March against Child Labour schätzt, dass in Indien etwa 60 Millionen Kinder arbeiten.

Raman wurde von der Kinderrechtsorganisation Global March against Child Labour befreit. Er war völlig verstört und brach in Tränen aus. Sehr langsam machte man ihm klar, dass ihm Unrecht geschehen war. Nach seiner Befreiung begann die eigentliche Herausforderung, denn Raman hatte kaum eine Perspektive. Die Aktivisten brachten ihn zurück zu seiner Mutter nach Bihar. „Wenn die Kinder einfach so in ihre Dörfer zurückgeschickt werden, kann es passieren, dass sie ganz schnell wieder da landen, von wo wir sie befreit haben: in sklavenähnlicher Arbeit“, erklärt Benjamin Pütter von Misereor.

Doch Raman hatte noch eine kleine Chance bekommen. In einem halben Jahr, so seine Hoffnung, würde er vielleicht einen Platz in einer Schule bekommen - eine Schule, die speziell für ehemalige Kinderarbeiter gegründet wurde. Es wäre der erste Schulbesuch seines Lebens.
Schicksalsschlag

Als Raman versuchte, sich einen dünnen Ast, den er als Zahnbürste benutzen wollte, von einer Bambuspflanze zu schneiden, stürzte er ab und bracht sich den Arm. Damit seine Mutter den Transport zum Krankenhaus und die Arztkosten bezahlen konnte, musste sie sich 10.000 Rupien, rund 150 Euro, beim Wucherer leihen. Der Jahreszins beträgt 101 Prozent! Nach mehrmaliger Nachfrage von plusminus fiel den Geldverleihern auf, dass solche Zinssätze auch in Indien illegal sind. Sie beschlossen, „der armen Frau“ die Schulden zu erlassen.

Bei diesem Besuch im September erfuhren wir auch, dass Raman tatsächlich einen Platz in der Schule bekommen hat. Sie dauert elf Monate und wird von einer Hilfsorganisation getragen. Elf Monate für die ersten Grundzüge im Rechnen, Lesen und Schreiben. Und noch ein Vorteil hat der Schulbesuch: In den elf Monaten bekommt Raman wenigstens etwas zu essen. Das entlastet seine Mutter, die nicht weiß, wie sie mit 30 Cent täglich ihre drei Kinder durchbringen soll.

Offiziell lehnt die indische Regierung jegliche Art von Kinderarbeit ab und stellt sogar für jedes befreite Kind Geld bereit. Bei der Umsetzung der Gesetze stößt sie in der Praxis aber auf Grenzen. Umgerechnet 400 Euro sollten Raman nach spätestens sieben Monaten ausgezahlt werden. Ein Jahr nach seiner Befreiung ist bei Raman noch nichts angekommen. Achtmal war er mit seiner Mutter bei den Behörden, ohne Erfolg. Der Grund: Nicht einmal der zuständige Bezirksleiter hat je etwas von Kompensationszahlungen gehört.

Quelle:http://www.daserste.de/plusminus/beitrag_dyn~uid,zx27ulg2gis2q7kh~cm.asp
 
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