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Finanzkrise

Wilma

Persönlich bekannt
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Die Kreditversicherungsfalle

von Michael Houben

1995 hatte die Hochschulabsolventin Blythe Masters, frisch angestellt bei der New Yorker Bank J. P. Morgan, eine scheinbar geniale Idee. Sie erfand die sogenannten credit default swaps, kurz cds, die der amerikanische Großinvestor Warren Buffet wenig später als „Massenvernichtungswaffe der Finanzwelt“ bezeichnete. Doch dieser Warnung zum Trotz wurde das neue Produkt zum Megaseller.

Swaps funktionieren auf den ersten Blick wie das Versichern eines Auto. Eine Bank müsste zur Absicherung eines Kredits eigentlich Rücklagen bilden und vermeidet das, indem sie bei einer anderen Bank eine Art Rückversicherung abschließt. Die erhält dafür eine Prämie und müsste eigentlich ihrerseits Rücklagen bilden. Das will aber auch sie nicht und schließt eine weitere Rückversicherung ab. Auch die nächste Bank will keine Rücklage bilden und schließt (eventuell auch nur über einen Teil des Risikos) einen weiteren Vertrag mit einer vierten Institution. Auf diese Weise können sehr lange Ketten entstehen. Nicht nur Banken können solche Versicherungsgarantien geben. Jeder Fonds, jede Firma kann als Garantiegeber auftreten. Aber anders als bei einer Versicherung gibt es für diese Verträge keinerlei Aufsicht.
Eine Erfolgsgeschichte

Dieses Instrument der Risikoabwälzung erwies sich als so attraktiv, dass sich das Volumen der weltweit gehandelten cds seit ihrer Erfindung jedes Jahr verdoppelt hat. Weil sie weder zentral gehandelt werden, noch gemeldet werden müssen, kennt niemand die genaue Summe. Die BIS, eine Zentralbank der weltweiten Zentralbanken, versucht, das Volumen durch jährliche Umfragen zu schätzen und beziffert es auf zurzeit etwa 60 Billionen Dollar. Das ist eine Zahl mit 13 Nullen und weit mehr als das Bruttoweltprodukt, also mehr als der Gesamtwert aller auf unserem Planeten pro Jahr hergestellten und gehandelten Produkte und Dienstleistungen.

Professor Jan Pieter Krahnen von der Universität Frankfurt gilt international als Experte für solche Kreditgeschäfte und hält sie im Grundsatz für durchaus sinnvoll. In normalen Zeiten, sagt er, könne ein wirtschaftliches Risiko auf viele Schultern verteilt und dadurch leichter verkraftbar werden. Und im Normalfall wird seiner Aussage nach auch jeder Versicherungsnehmer darauf achten, dass der Versicherungsgeber im Ernstfall auch zahlen kann. Wenn aber, wie zurzeit, viele Kredite platzen und viele Versicherungsfälle auftreten, kann auch ein ursprünglich solide erscheinender Vertragspartner unter der Last der von anderen übernommenen Risiken zusammenbrechen.
Aus Versicherungen werden Wettgeschäfte

Doch das ist noch nicht alles: Swaps können auch zwischen völlig unbeteiligten Firmen geschlossen werden. Wenn also Bank A einen Kredit vergeben hat, kann jede andere Bank oder Firma mit einer beliebigen dritten einen solchen Vertrag schließen. So ähnelt die vermeintliche Versicherung eher einer Wette. Auf diese Weise kann ein einzelner geplatzter Kredit dazu führen, dass viele verschiedene Garantiegeber an viele verschiedene – eigentlich völlig unbeteiligte - Garantienehmer zahlen müssen. Das ursprüngliche Risiko kann sich auf diese Weise vervielfachen.

Und das ist noch immer nicht alles: Solche Swaps können gebündelt werden, sodass dadurch nicht mehr ein einzelner Kreditschaden abgedeckt wird, sondern mehrere. Übertragen auf das Beispiel Autoversicherung wäre das so, als wenn ein Versicherungsgeber versprechen würde, den Schaden zu ersetzen, falls auf deutschen Straßen gleichzeitig mehr als zehn gelbe Autos mit Totalschaden verunglücken. Auf den ersten Blick scheint es unwahrscheinlich, dass so etwas eintritt, und der Versicherungsgeber glaubt, schon mit einer kleinen Versicherungsprämie auf der sicheren Seite zu sein. Wenn dann aber eine Massenkarambolage auftritt, kann es nicht nur teuer werden, sondern sehr lange dauern, bis überhaupt klar ist, wie viele gelbe Autos dabei nun wirklich einen Totalschaden erlitten haben – und ob der jeweilige Rückversicherer überhaupt noch zahlen kann.
Verluste auch ohne Schadensfall

In genau dieser Situation befindet sich zurzeit die Bankenwelt. Und dieses undurchsichtige Geflecht kann nicht nur im Schadensfall Milliardenverluste erzeugen. Angesichts der Undurchsichtigkeit des Systems und derzeit hoher Schadenswahrscheinlichkeit werden Anleger misstrauisch. Falls Sie überhaupt noch bereit sind, ein Kreditrisiko per cds abzusichern, lassen sie es sich sehr viel teurer bezahlen als bisher. Wenn nun aber ein bestehender cds ausläuft und nur sehr teuer verlängert werden kann, zahlt die Bank, die den Kredit gegeben hat und weiterhin per cds absichern will, drauf. Oder aber sie findet wirklich niemanden, der dieses Risiko versichert, und muss es plötzlich in die eigenen Bücher nehmen. Weil dort nun größere Risiken liegen, die nur zum Teil durch Eigenkapital abgedeckt sind, verliert die Bank an Bonität und im schlimmsten Fall die Zahlungsfähigkeit. Wenn die in Schieflage geratene Bank dann aber (wie üblich) selbst mit cds als Versicherungsgeber für Dritte aufgetreten ist, werden diese cds wegen mangelnder Bonität des Garantiegebers wertlos. Die Folge: Auch der Dritte muss diese Risiken nun in seine Bücher nehmen.
Aus Versicherungen werden Verunsicherungen

Die Ketten, die über die Welt verteilt wurden, um Sicherheiten zu schaffen, drohen nun in einer Kettenreaktion eine Bank nach der andern in die Krise zu stürzen. Laut Professor Krahnen ist dabei das größte Risiko, dass niemand das Risiko kennt – und deshalb auch niemand mehr ein Risiko eingehen will. Das ist auch der Grund, warum die Amerikaner den Großversicherer AIG quasi durch Verstaatlichung retten mussten. Dieses eine Unternehmen hatte so viele credit default swaps in ihrem Portfolio, dass der Zusammenbruch der AIG unmittelbar Dutzende andere Finanzinstitute in den Abgrund gerissen hätte. Auch beim holländischen Finanzkonzern Fortis und vielen anderen Instituten spielte dieses Risiko eine wesentliche Rolle. Für das Aufkaufen von Krediten und Bürgschaften haben die Regierungen dem System in den letzten vier Wochen schon mehr als eine Billion Dollar zur Verfügung gestellt. Denn nur wenn die Garantiegeber das Vertrauen nicht verlieren, kann diese weltweit gespannte Kette weiter bestehen. Andernfalls droht sie zu reißen und dann wirklich eine Kettenreaktion auslösen.

Wenn aber die Krise doch halbwegs glimpflich zu Ende geht, wird man darüber nachdenken müssen, wie man eine solche Situation künftig vermeidet. Professor Krahnen plädiert nicht dafür, die offensichtlich riskanten Geschäfte mit cds künftig zu verbieten. Er hält es jedoch für dringend erforderlich, eine Aufsicht einzuführen, eine Art zentrales öffentliches Melderegister für credit default swaps. Nur wenn die Banken, aber auch Außenstehende und Geschäftspartner jederzeit erkennen können, welche Risiken eine Bank oder Firma mit cds eingegangen ist und welche Forderungen daraus entstehen können, kann eine derart undurchsichtige und riskante Situation, wie sie nun entstanden ist, künftig verhindert werden.

Quelle:DasErste.de - Plusminus - Finanzkrise (07.10.2008)
 
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