Von Sebastian Züger
Schon 1817 erfand Karl Drais das Fahrrad, doch selten lag es so im Trend wie heute. Die steigenden Spritpreise haben der Branche ungeahnten Schwung gegeben, wie die am Donnerstag (18.09.2008) beginnende Fahrradmesse IFMA in Köln zeigen will.
Brigitte Franken: Fahrrad statt Straßenbahn.
Sonderlich weit zur Arbeit hat es Brigitte Franken nicht. Von ihrer Wohnung in der Kölner Innenstadt zur Werbeagentur in Ehrenfeld sind es nicht einmal 2,5 Kilometer. Früher fuhr die 25-jährige Marketing-Assistentin mit der Bahn zum Job, doch die 50 Euro monatlich fürs Ticket spart sie sich neuerdings. "Ich bin aufs Fahrrad umgestiegen", sagt sie. "Das rechnet sich einfach."
Ähnlich wie Brigitte Franken denken zahlreiche Bundesbürger derzeit. Nach Auskunft von Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Verbands des Deutschen Zweiradhandels (VDZ), erwartet die Branche nach Jahren stagnierender Umsätze für 2008 ein Umsatzplus von bis zu acht Prozent. Als Ursachen dieser Trendwende nennt Lehrmann "steigende Kosten für Mobilität sowie die Diskussion um Ökologie und Klimaschutz".
Tut gut, kostet wenig
Bettina Ciebulski, Pressereferentin beim Allgemeinen Deutschen Farradclub (ADFC), kennt noch einen weiteren Grund: "Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung ist allgemein gestiegen. Viele merken, dass ihnen Radfahren gut tut." Und - im Gegensatz zum Fitnessstudio - außer der Anschaffung so gut wie nichts kostet.
Fahrrad statt Auto.
Der Kölner Uwe Freyer, Inhaber einer Künstleragentur, ist so ein Fall. Zum Fahrrad griff er eher gezwungenermaßen: Das Auto war kaputt. Doch auch nach der Anschaffung eines neuen Wagens legt er die rund zwei Kilometer ins Büro weiterhin per Rad zurück. "Es ist eine Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen. Man atmet frischen Sauerstoff und kommt schon allein deshalb auf ganz andere Gedanken."
Die 130.000 Radler, die sich 2007 an der Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit" beteiligten, können das vermutlich bestätigen. 2001 starteten ADFC und die Krankenkasse AOK erstmals diesen Aufruf, seit vergangenem Jahr legen die Teilnehmerzahlen überdurchschnittlich zu. Schon jetzt zeichnet sich für 2008 ein neuer Rekord ab.
Strampeln mit Elektromotor
Gesundheits- oder Umweltaspekte stehen freilich nicht immer ganz oben bei der Kaufentscheidung für ein bestimmtes Fahrrad. Es darf auch gern bequem sein - und trotzdem schnell. Den größten Nachfrageschub erfahren derzeit die so genannten E-Bikes oder Pedelecs: Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung oder - wie die Werbung verspricht - "Räder mit eingebautem Rückenwind". Strampeln muss der Fahrer zwar noch, doch ein Elektromotor sorgt für zusätzlichen Schwung.
IFMA 2008: Elektromotor hilft beim Treten.
Noch nimmt sich der Anteil der Pedelecs an den in Deutschland verkauften Rädern (2007: rund 4,58 Millionen Stück) mit 1,5 Prozent vergleichsweise bescheiden aus. Doch die Tendenz ist steigend. Die meisten großen Hersteller mit einem Trekking- oder City-Sortiment werden in Köln eigene Modelle vorstellen. "Die IFMA 2008", frohlockt deshalb schon im Vorfeld Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt, "wird eine energiegeladene Messe."
Fahrradstädte: Münster hui, Köln pfui
Nicht bei allen Städteplanern hat das Fahrrad Priorität.
Womöglich bewegen die kleinen elektrischen Helfer ja auch den ein oder anderen Fahrradmuffel aus Politik und Verwaltung zum Umstieg. Denn um die Infrastruktur für Radler steht es nicht zum Besten. Traditionelle Fahrradstädte wie Münster oder Bremen sind noch immer eher die Ausnahme, Negativ-Beispiele wie Hamburg oder Köln die Regel.
"Wie fahrradfreundlich eine Stadt ist, hat viel mit den aktuell Verantwortlichen zu tun", stellt Bettina Ciebulski vom ADFC fest. "Generell haben die Städte selten Geld für Maßnahmen, die es den Radfahrern leichter machen." Eine löbliche Ausnahme ist derzeit ausgerechnet die chronisch klamme Bundeshauptstadt. "Berlin gibt immerhin 1,5 Millionen Euro pro Jahr für seine Radverkehrsstrategie aus."
Selbst wenn Politik und Verwaltung mancherorts noch hinterherstrampeln: Das Fahrrad, so hat es den Anschein, ist auf der Überholspur. Jetzt hat sich sogar Marie-Luise Marjan alias Helga Beimer des Themas angenommen. Für die "Lindenstraße" am 17. August organisierte die "Mutter der Nation" eine Sternfahrt zum Umwelttag auf dem Münchner Marienplatz. Die Geschichte der 1185. Folge ist zwar erfunden, die teilnehmenden Radler aber sind aus Fleisch und Blut.
WDR.de
Schon 1817 erfand Karl Drais das Fahrrad, doch selten lag es so im Trend wie heute. Die steigenden Spritpreise haben der Branche ungeahnten Schwung gegeben, wie die am Donnerstag (18.09.2008) beginnende Fahrradmesse IFMA in Köln zeigen will.
Brigitte Franken: Fahrrad statt Straßenbahn.
Sonderlich weit zur Arbeit hat es Brigitte Franken nicht. Von ihrer Wohnung in der Kölner Innenstadt zur Werbeagentur in Ehrenfeld sind es nicht einmal 2,5 Kilometer. Früher fuhr die 25-jährige Marketing-Assistentin mit der Bahn zum Job, doch die 50 Euro monatlich fürs Ticket spart sie sich neuerdings. "Ich bin aufs Fahrrad umgestiegen", sagt sie. "Das rechnet sich einfach."
Ähnlich wie Brigitte Franken denken zahlreiche Bundesbürger derzeit. Nach Auskunft von Markus Lehrmann, Geschäftsführer des Verbands des Deutschen Zweiradhandels (VDZ), erwartet die Branche nach Jahren stagnierender Umsätze für 2008 ein Umsatzplus von bis zu acht Prozent. Als Ursachen dieser Trendwende nennt Lehrmann "steigende Kosten für Mobilität sowie die Diskussion um Ökologie und Klimaschutz".
Tut gut, kostet wenig
Bettina Ciebulski, Pressereferentin beim Allgemeinen Deutschen Farradclub (ADFC), kennt noch einen weiteren Grund: "Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung ist allgemein gestiegen. Viele merken, dass ihnen Radfahren gut tut." Und - im Gegensatz zum Fitnessstudio - außer der Anschaffung so gut wie nichts kostet.
Fahrrad statt Auto.
Der Kölner Uwe Freyer, Inhaber einer Künstleragentur, ist so ein Fall. Zum Fahrrad griff er eher gezwungenermaßen: Das Auto war kaputt. Doch auch nach der Anschaffung eines neuen Wagens legt er die rund zwei Kilometer ins Büro weiterhin per Rad zurück. "Es ist eine Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen. Man atmet frischen Sauerstoff und kommt schon allein deshalb auf ganz andere Gedanken."
Die 130.000 Radler, die sich 2007 an der Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit" beteiligten, können das vermutlich bestätigen. 2001 starteten ADFC und die Krankenkasse AOK erstmals diesen Aufruf, seit vergangenem Jahr legen die Teilnehmerzahlen überdurchschnittlich zu. Schon jetzt zeichnet sich für 2008 ein neuer Rekord ab.
Strampeln mit Elektromotor
Gesundheits- oder Umweltaspekte stehen freilich nicht immer ganz oben bei der Kaufentscheidung für ein bestimmtes Fahrrad. Es darf auch gern bequem sein - und trotzdem schnell. Den größten Nachfrageschub erfahren derzeit die so genannten E-Bikes oder Pedelecs: Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung oder - wie die Werbung verspricht - "Räder mit eingebautem Rückenwind". Strampeln muss der Fahrer zwar noch, doch ein Elektromotor sorgt für zusätzlichen Schwung.
IFMA 2008: Elektromotor hilft beim Treten.
Noch nimmt sich der Anteil der Pedelecs an den in Deutschland verkauften Rädern (2007: rund 4,58 Millionen Stück) mit 1,5 Prozent vergleichsweise bescheiden aus. Doch die Tendenz ist steigend. Die meisten großen Hersteller mit einem Trekking- oder City-Sortiment werden in Köln eigene Modelle vorstellen. "Die IFMA 2008", frohlockt deshalb schon im Vorfeld Koelnmesse-Geschäftsführer Oliver P. Kuhrt, "wird eine energiegeladene Messe."
Fahrradstädte: Münster hui, Köln pfui
Nicht bei allen Städteplanern hat das Fahrrad Priorität.
Womöglich bewegen die kleinen elektrischen Helfer ja auch den ein oder anderen Fahrradmuffel aus Politik und Verwaltung zum Umstieg. Denn um die Infrastruktur für Radler steht es nicht zum Besten. Traditionelle Fahrradstädte wie Münster oder Bremen sind noch immer eher die Ausnahme, Negativ-Beispiele wie Hamburg oder Köln die Regel.
"Wie fahrradfreundlich eine Stadt ist, hat viel mit den aktuell Verantwortlichen zu tun", stellt Bettina Ciebulski vom ADFC fest. "Generell haben die Städte selten Geld für Maßnahmen, die es den Radfahrern leichter machen." Eine löbliche Ausnahme ist derzeit ausgerechnet die chronisch klamme Bundeshauptstadt. "Berlin gibt immerhin 1,5 Millionen Euro pro Jahr für seine Radverkehrsstrategie aus."
Selbst wenn Politik und Verwaltung mancherorts noch hinterherstrampeln: Das Fahrrad, so hat es den Anschein, ist auf der Überholspur. Jetzt hat sich sogar Marie-Luise Marjan alias Helga Beimer des Themas angenommen. Für die "Lindenstraße" am 17. August organisierte die "Mutter der Nation" eine Sternfahrt zum Umwelttag auf dem Münchner Marienplatz. Die Geschichte der 1185. Folge ist zwar erfunden, die teilnehmenden Radler aber sind aus Fleisch und Blut.
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